Ein kleiner Einblick in meine Aufgaben und Arbeiten bei den holländischen Designern von 'MAISON THE FAUX'.
Im Januar 2014 hat MAISON the FAUX offiziell seine erste Kollektion als Start-up während der Amsterdam Fashion Week gezeigt. Die Creative Directors Joris Suk und Tessa de Boer sind die Gründer des Unternehmens, welches seinen Sitz in Arnheim, Holland, hat. MAISON the FAUX ist ein Modehaus, welches sich von der Fast Fashion Industrie und dem industriellen Produktionsweg bewusst distanzieren will.
„A creative studio posing as a grand couture fashion house. The house aspires to be an affectionate reaction to the current fashion industry and a big faux wink in the direction of an audience liberated enough to move freely through an often narrow-minded world.“
Während MAISON the FAUX sich innerhalb von 5 Jahren einen nennenswerten Namen in der Branche gemacht hat, brachten sie immer einen humorvollen aber kritischen Blick auf die heutige Gesellschaft auf den Laufsteg. Es geht vor allem darum, Menschen aus ihrer Komfortzone zu reißen und ein Bewusstsein für die Defizite in unserer Welt zu schaffen.
'PAVEMENTS OF GOLD'
Zusammengefasst ging es in dem Theaterstück ‚Pavements of Gold‘ um ein Viertel in Amsterdam, welches sehr durch Integration und vielen Nationen geprägt ist. Insgesamt gab es nur eine Hand voll Schauspieler/innen, welche allerdings pro Person mind. 5 Charaktere spielen mussten. Daher galt es sich schnell umziehen zu können, sodass trotzdem noch der Charakter der Rolle rüber kommt.
Lange wurde im Atelier überlegt und ausprobiert, bis wir uns nach meinem Vorschlag dazu entschieden haben im 2 Dimensionalen zu arbeiten. Kurz erklärt: Ein schwarzer Overall als Basis wurde komplett mit Klettverschluss benäht, auf diese dann 2 dimensionale, unterschiedliche Prints angeheftet werden konnten.
Da wir drei Praktikantinnen die komplette handwerkliche Arbeit übernommen haben, hatten wir nach einigen Versuchen eine gute und effektive Arbeitsteilung und Umsetzung übernommen.Als persönlich ernannte Assistentin in diesem Projekt, hatte ich die Ehre auch an allen Meetings, Proben und Fittings teilnehmen zu können und somit auch im engeren Kontakt mit den Schauspieler/innen zu stehen. Dies bedeutete allerdings auch viel Reisen, Transportieren und Organisieren. Trotz einem knappen Zeitfenster und langen Tagen im Atelier, war es super aufregend unsere Produktionen in Aktion auf der Bühne zu sehen und sogar noch eine sehr gute Resonanz des Publikums zu bekommen. Zudem war es auch sehr lehrreich selbstständiges Arbeiten zu zeigen, da meine Chefs während der Produktionszeit schon mit den nächsten Projekten beschäftigt waren.
'SCOPES X PORSCHE'
Am Tag nach der Premiere von ‚Pavements of Gold‘ galt es direkt die Performance für ‚Scopes x Porsche‘ vorzubereiten, welche abends stattfinden sollte. Die Vorbereitungen fingen schon früh an, da ein komplettes Boot auszustatten war. Zuerst fuhren wir zu einer Kooperationspartner ‚2Switch‘ - ein Laden für Second Hand Möbel. Mit Absprache haben wir uns ca. um die zwölf Bettgestelle, Matratzen mit Bettdecken geliehen und mit einem Transporter nach Amsterdam gefahren. Auch die letzte Kollektion von MAISON the FAUX wurde komplett mitgenommen, um sie eben am Abend in Form von dieser Art Performance zu präsentieren. Am Veranstaltungsort, dem zweistöckigem gesponserten Boot von ‚Scopes x Porsche‘, bedeutete das, jedes einzelne Bettgestellt mit Zubehör in das Boot zu verfrachten, aufzubauen und herzurichten. Auch den kompletten Boden haben wir mit Karton verkleidet. Eine Arbeit, die uns fast den ganz Tag beschäftigte. Nebenher wurden von uns genähte Vorhänge platziert und das Styling vollständig geklärt. Als dann endlich die Models eintrafen, wurde geschminkt, gestylt und geprobt. Da wir Praktikantinnen nicht wirklich einen Plan hatten, was genau in diesem Boot passieren wird, war es umso interessanter. Vollendet standen dort nun 12 komplett ausgestattete Betten im MAISON the FAUX Stil mit Vorhängen und einem kontinuierlichem lauten Bass. Die Gäste wurden nun ins Boot gelassen und platzierten sich auf die Vorgesehenen Betten und Kissen. Eine Atmosphäre schon fast wie bei einem Sleepover. Die Models, komplett in MAISON the FAUX gekleidet, mischten sich nach all dem unter die Leute und eine Geigenspielerin fing an eine undeutliche Melodie zu dem Bass zu spielen. Alles in allem eher chaotisch und improvisiert - aber genauso war es gewollt. Dem Zuschauer mehr Einflüsse und Impressionen geben als er aufnehmen kann und somit ein unaufhaltsames Unwohlsein hervorrufen. Die Reaktionen der Leute war unbeschreiblich. Menschen aus ihrer Komfortzone zu bringen ist auch eine Kunst. Durch das Set-Design, die Atmosphäre, beschallende Töne und die Performers war die Stimmung auf dem Boot eine ganz Besondere. Insgesamt führten wir drei Durchgänge durch und mit jedem Mal wurde es ausgelassener. Es wurde berührt, angefasst und bewegt.
Für mich persönlich war dieses Event ein Meilenstein, weil es mir neue Horizonte bot und mich dazu brachte mein Denken grundlegend zu Überdenken, offener zu werden und dazu zu stehen was man tun und lassen will. Man muss nicht immer allen Menschen gefallen, um Eindruck zu hinterlassen. Und die Art der Performers war so erfrischend, dass ich gerne noch mehr Zeit mit ihnen verbracht hätte als nur diesen einmaligen Abend. Ganz neue Inspirationen, Gefühle und Erfahrungen.
'DOWN THE RABBIT HOLE'
Als drittes großes Event meines Praktikums, stand das vier-tägige Festival ‚Down the Rabbit Hole‘ in Nijmegen vor der Tür. Und somit auch die beeindruckendste Erfahrung, die ich je machen durfte. Hierbei spreche ich vor allem von dem persönlichen Mehrwert, den ich aus dieser intensiven Zeit ziehen konnte. Das Projekt nahm viel Kraft in Anspruch, doch trotz all dem würde ich dieses Erlebnis nicht missen wollen. Während den Vorbereitungen im Atelier, wie schon erwähnt, hieß es vor allem mit der Hand echte Federn auf strahlend weiße Kleidung zu sticken. Korsetts, Hosenanzüge und Kleider in jeglicher Form. Ebenso wie bei dem ‚Scopes x Porsche‘ Event, haben wir Praktikanten erneut nur zur Hälfte gesagt bekommen, worum es bei dieser Art Performance gehen wird. Unter dem Namen ‚Center of Entertainment by MAISON the FAUX‘ kann man sich nunmal einiges vorstellen. Da wir aber mittlerweile die Mentalität kannten, konnte es nur wieder etwas ausgeflipptes werden. Nachdem ich all die Performers eingesammelt hatte, welche ich in einer Probe schon kennen lernen durfte, eine Tanzgruppe unter dem Name ‚Poetic Desaster Club‘, ging es direkt zur Generalprobe.
Um kurz zu erläutern, worum genau es ging: Die Thematik lag darin, das Leben eines Superstars in der Kehrtwende zu zeigen. All das Drama und BlingBling vor der Kamera und hinter den Kulissen der absolute Breakdown. Die Rolle des Superstars hatte in dem Fall eine Reihe Bediensteter (Masseur, Guru, Bodyguard, etc.) welche zuerst ganz formal und steril vor den Augen der Zuschauer ihren ‚Star‘ pflegten. Jedoch nach diesen stillen Minuten, gab es von jetzt auf gleich eine Phase der kompletten Eskalation. Die ‚Assistentin‘ fing an hysterisch hinter dem Chaos hinterher zu putzen, der ‚Masseur‘ massierte in artistischen Positionen einen Zuschauer, und der ‚Bodyguard‘ riss einen ‚Fan’ zu Boden, welcher als Überraschungseffekt aus dem Publikum dazu stieß. Daraufhin fing er euphorisch an holländische Schlager zu singen. Der ‚Superstar‘ selbst spielte währenddessen eine Art epileptischen Anfall und zog sich komplett aus. Alles in allem artete alles in einem Chaos und einer Reizüberflutung für das Publikum aus. Da es sich um einen ‚Backstage Breakdown‘ handelte, verkauften wir unser Festival Zelt als ‚VIP-Bereich‘ an die Zuschauer - um eben eine gewisse Exklusivität anzudeuten. Der Rest versammelte sich in riesigen Trauben um das komplett verglaste Zelt herum und mit jedem Mal wurden es mehr.
„Some people hate it and some people love it. It’s really beautiful.“
Eine im ersten Moment schwer zu verstehende Performance, in der es wieder so viele Eindrücke gab, über die man als Zuschauer mit Sicherheit einige Tage nachzudenken hat. Ein anderer Aspekt dieser Performance war eine klare Vermischung der heutigen Gender-Standards. Viel Nudity und keine Grenzen zwischen den Geschlechtern, wurden durch die kreierten Styles zum Ausdruck gebracht. Neben den Performances, war es für mich extrem viel wert, all diese besonderen Künstler kennen zu lernen und vier wunderbare Tage mit ihnen verbringen und zu dürfen. Kontakte die auch für mich viel wert sind und mich weiter bringen.
Alles in allem hat mir mein Praktikum extrem viel mitgegeben. Alle Events und Erlebnisse, welche ich in diesem Bericht zusammengefasst habe, haben mich in meiner Persönlichkeit sehr gestärkt. So viele unglaubliche Individuen und Künstler, welche mich erneut inspiriert haben und mir zeigten, das ich das Richtige tue. Ob es nun die Selbstständigen Mitarbeiter im Atelier waren oder die Künstler auf den diversen Events. Dafür möchte ich auch Tessa und Joris danken, dass mir diese Türen geöffnet wurden.
Comentarios